gefühle in schriftgröße 12

über hoffnung, und die kraft unserer stimmen

 

 

 

mein*e liebste*r leser*in,

ich bin froh, dass du wieder hier bei mir bist.

es ist dienstag, der 10. juni. ich habe meinen fünften blogeintrag bereits vor einer woche geschrieben. aber ich habe ihn nicht veröffentlicht. es hat sich nicht richtig angefühlt.

 

angesichts der ereignisse, die sich zuletzt in unserer welt abgespielt haben, weiß ich nicht mehr genau, wie oder was ich fühlen soll. ich weiß nicht mehr, was ich teilen darf oder nicht. ich weiß nicht, wie ich über meine vergangene woche schreiben soll, über dieses leben, das ich so glücklicherweise mein eigenes nennen darf, während ich weiß, wie viele leben gerade verloren gehen – genau in dem moment, in dem ich diese worte tippe.

 

ich weiß, in dieser welt, dass wir nie frei von kollektivem leid sind. die gedanken nicht ständig um das leid anderer kreisen zu lassen, ist oft schlichtweg notwendig, um überhaupt ein halbwegs genießbares leben führen zu können. den schmerz anzuerkennen und sich dann etwas leichterem zuzuwenden, um weiterzumachen – das ist menschlich.

 

aber das gilt nicht mehr, wenn dinge ein gewisses ausmaß annehmen.

es gibt einen punkt, an dem wir nicht mehr einfach wegsehen dürfen, nur um klarzukommen.

einen punkt, an dem wir anerkennen müssen, dass es unsere verantwortung ist, ihren schmerz mitzutragen – damit sie nicht allein damit bleiben.

wo wir unsere privilegierten stimmen nutzen, um uns für die unterdrückten einzusetzen. für die stimmlosen. für die, die ungehört bleiben.

 

ich habe ein tattoo auf der rückseite meines linken oberarms.

es ist das wort „glückskind“, in einer schriftart, von der ich mal entschieden habe, dass ich sie für mein erstes buch verwenden würde, sobald ich es veröffentliche.

darüber ein kleiner stern mit lächeln, gestreiften strumpfhosen und cowboy-stiefeln.

der stern war eine spontane entscheidung (die tätowiererin meinte, das zweite tattoo gäbe es zum halben preis, wenn ich zwei machen lasse) – aber das wort, das war etwas, worüber ich mir mehr als sicher war.

„glückskind“.

ein gedicht von mir, das ich vor ein paar jahren geschrieben habe – über das enorme privileg, so leben zu dürfen wie ich.

darüber, wie sehr ich mir wünsche, jeden menschen auf diesem planeten von obdachlosigkeit zu befreien. von hoffnungslosigkeit.

und auch wenn es sich damals auf eine konkretere ursache bezog, die mir sehr am herzen lag, sehe ich mein glückskind-tattoo heute als eine art grundhaltung, mit der ich durchs leben gehe.

eine ständige erinnerung, niemals auch nur eine sache als selbstverständlich hinzunehmen. niemals.

und obwohl ich meinen eigenen schmerz und meine kämpfe anerkenne, erkenne ich auch, dass sie niemals in der nähe dessen liegen, was andere menschen durchmachen. menschen, die sehr viel weniger glück hatten als ich.

 

deshalb möchte ich dir diese woche nur diesen kleinen denkanstoß mitgeben:

werde niemals zu bequem in deiner privilegierten realität.

erinnere dich stets daran, dass wir die wahl haben, das grauenhafte unrecht an anderen menschen auszublenden – während sie keine möglichkeit haben, ihm zu entkommen.

sei politisch. immer und überall. denn zu sagen, man sei es nicht, heißt zuzugeben, dass man ignorant ist.

sei laut, sei mutig, verliere nicht die hoffnung, unterschätze nie die kraft von menschen, die für dieselbe sache kämpfen.

sei die stimme der unterdrückten. kämpfe für sie – so wie sie für uns kämpfen würden.

 

denn wenn wir sagen, dass wir freiheit lieben, aber es uns egal ist, ob sie für alle gilt –

dann lieben wir keine freiheit.

dann lieben wir privilegien.

 

free palestine.

und kein mensch ist illegal auf gestohlenem land.

 

ressourcen, um spuren zu hinterlassen:

 

unterstützung für palästina:

 

medico international – www.medico.de

arbeitet mit partner*innen vor ort in gaza und dem westjordanland, bietet medizinische hilfe und psychosoziale unterstützung.

palästina hilfswerk des vereinten nationen (UNRWA) – www.unrwa.org

deutschsprachige spendenkampagnen über z. b. betterplace oder direkt über die seite. unterstützt palästinensische flüchtlinge in mehreren ländern.

jüdische stimme für gerechten frieden in nahost – www.juedische-stimme.de

deutsch-jüdische initiative für solidarität mit palästina, organisiert spendenaktionen und politische bildung.

bipoc solidarität palästina (instagram: @bipoc_solidarity_palestine)

bietet aufklärungsarbeit, aufrufe zu aktionen und infos über situationen vor ort auf deutsch.

freiheitskomitee palästina (verschiedene städtegruppen)

organisiert proteste, bildungsveranstaltungen und lokale kampagnen – findest du z. b. über telegram oder instagram.

visualizing palestine (englisch, aber oft auf deutsch geteilt) – www.visualizingpalestine.org

datenbasierte infografiken – oft von deutschsprachigen seiten wie @palästina.spricht übersetzt.

 

unterstützung für menschen, die von abschiebung/immigrationspolitik in den USA betroffen sind:

 

borderline-europe – www.borderline-europe.de

engagiert sich für menschenrechte an den grenzen europas, bietet aber auch bildung zu us-immigrationspolitik und solidaritätsarbeit.

amerika21 – www.amerika21.de

unabhängige nachrichtenplattform zu lateinamerika, oft mit beiträgen über abschiebungen, us-politik und migration – gute quelle für hintergrundwissen.

terre des hommes – www.tdh.de

hat programme zur unterstützung von flüchtlingen und migranten weltweit, inkl. projekten in mittelamerika und den usa.

pro asyl – www.proasyl.de

während der fokus auf europa liegt, bietet pro asyl oft solidarische stellungnahmen und analysen zur globalen migrationspolitik.

seebrücke – www.seebruecke.org

zwar europäisch fokussiert, aber mit starker vernetzung zu internationalen abschiebekritischen bewegungen.

amerika21 + medico – oft gemeinsam mit expert*innen kommentare und berichte über abschiebepolitik, die globale zusammenhänge herstellen.